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bowie, david

Und dann, doppelte Pfarrerstochter, leidgeprüfte dreizehn, sehe ich den Koboldkönig Jareth im Fantasy-Streifen »Labyrinth«. Where everything seems possible and nothing is what it seems. Unter der Maske: David Bowie, Meister der Maskierung. Ätherische Erscheinung, diabolische Anmut, eine Stimme, die Alles transzendiert. Ich bin betört. Direkt vom Kinosessel sinke ich in Bethaltung und tapeziere mein Zimmer mit seinem Bildnis. Mein Erzeuger und Patriarch ist empört. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir!

Ich liege auf dem Kleiderschrank meiner Teeniehöhle und starre hypnotisiert durchs Dunkel auf die rot flackernden Lichter meines Equalizers. Fantastic Voyage, so rase ich durchs All und bin stoned ohne Dope. Ich habe aufgehört zu schlafen. Ich brauche keine Nahrung. Ich hungere mich in Bowies Gestalt. Mein rundes Mädchengesicht soll seinen hohlen Wangen weichen (and red mutant eyes gazed down on Hunger City…).

Ich will David Bowie nicht nur küssen, ich will David Bowie sein. Ich will Mann und Frau sein, wie er. Mich selbst erschaffen, wie Bowie sich immer wieder neu erschuf, in Schönheit, Unverletzlichkeit, Perfektion. Die schale Oblate des Gewöhnlichen pappt an euren Gaumen wie meine Würde an Papas Fingern. Menschen sind erbärmlich. Freak out in a moonage daydream!

duras, marguerite

Ich war von der Tödlichkeit, dem Wahnsinn, der Obsessivität ihrer Figuren betört, bevor ich meiner eigenen Obsessivität begegnet bin. Obwohl ich mit neunzehn wenig verstand von dem, was sie schrieb, fühlte ich mich zu ihren Texten hingezogen. Heute verstehe ich ihre Texte immer noch nicht. Aber ich verstehe, was mich daran fasziniert.

freiheit

Freiheit ist, sich in jedem Moment seines Lebens für das Richtige zu entscheiden.

Gott | Aus: Luzi vom Sirius mit Messias (2008)

gesicht

»Sehr bald in meinem Leben war es zu spät. Mit achtzehn war es zu spät. Zwischen achtzehn und fünfundzwanzig nahm mein Gesicht eine unerwartete Richtung. Mit achtzehn bin ich gealtert. ... Dieses Altern war jäh. Ich sah, wie es einen Gesichtszug nach dem anderen erfasste, wie es deren Beziehung untereinander veränderte, wie es die Augen größer machte, den Blick trauriger, den Mund bestimmter und die Stirn in tiefe Furchen grub. Statt darüber erschrocken zu sein, verfolgte ich dieses Altern des Gesichts mit der gleichen Neugier, mit der ich mich zum Beispiel in ein Buch vertieft hätte. ... Dieses neue Gesicht habe ich behalten. Es war mein Gesicht.«

haustier

Mit seinem Haustier zu reden heißt gesellschaftlich sanktionierte Selbstgespräche zu führen.

»Na du dickes Purrebärchen, wohnst du denn auch hier? Und wer muss die Miete zahlen und für uns anschaffen gehen, na? Hast du etwa schon wieder Hunger? Aber du hast ja deinen Napf noch gar nicht leer gefressen! Also nun warte doch mal, lass mich doch erstmal den Mantel ausziehen und Pipi machen, Bärle! Du bist wohl frecher, als du auf den ersten Blick scheinst; wer hat denn deine Erziehung auf dem Gewissen? ...«

ideen

Ideen sind meine willkommensten Plagegeister.

kunst

Kunst im Sinne einer l'art pour l'art ist materialisierte Meditation – ihre Produktion wie ihre Rezeption. Jeder Zustand lässt sich durch die Kunst als Phänomen betrachten, artikulieren, formen, ästhetisieren, veredeln. Kunst adelt jede noch so negative Empfindung.

Kunst als Therapie? Das hieße ja die Kunst zu funktionalisieren (pfui!). Lieber umgekehrt: Leiden für die Kunst! Denn:

Kreativität ist gefühltes Glück; ein Kunstwerk ist gefühlte Ewigkeit. Was also könnte erstrebenswerter sein, als sein Leben zum Kunstwerk zu machen?

lesen

Lesen ist mehr die Beschäftigung mit sich selbst als mit etwas Fremdem. Durch die Auseinandersetzung mit dem Fremden konturiert sich das Selbst.

liebe

Liebe macht blind, heißt es ja immer und dass Verliebte einander durch die rosarote Brille betrachten. Ehrlich gesagt glaube ich, es ist umgekehrt: Liebe öffnet einem die Augen für das Göttliche im anderen, für das wir normalerweise blind sind. Wie rosarot wäre die Welt, wenn alle einander durch diese Brille sehen könnten.

mangel

Das Leben mit seiner Fülle lässt sich nicht artikulieren. Aber der Mangel, die Leere – die geben Raum frei zum Produzieren.

Auch spüre ich was mir fehlt deutlicher als was ich habe. Durch seine kreative Artikulation aber verkehrt sich das Negative in etwas Positives. Etwas in seinem Namen zu schaffen macht mich über den Mangel erhaben.

pein

Was mich wirklich peinigt, ist die Beschränktheit mancher Leute, ob sie aus einer egoistisch motivierten Ignoranz oder einfach nur aus Dummheit resultiert. Ihr Reduktionismus, ihre eigene Reduziertheit, die mich verzerrt und zusammenpresst wie ein Bulldozer. Versuch mal, mit einem Bulldozer vernünftig zu sprechen.

poesie

»Sich mit Poesie ruiniert zu haben, ist eine Ehre.«
Oscar Wilde

rosarote brille

Liebe macht blind, heißt es ja immer und dass Verliebte einander durch die rosarote Brille betrachten. Ehrlich gesagt glaube ich, es ist umgekehrt: Liebe öffnet einem die Augen für das Göttliche im anderen, für das wir normalerweise blind sind. Wie rosarot wäre die Welt, wenn alle einander durch diese Brille sehen könnten.

schreiben

Schreiben ist wie Geisterbahnfahren in mir selbst. Am Schienenende meines Deliriums graut der Morgen, dem ich mit glühenden Kaninchenaugen entgegenkurve.
2003

Schreiben ist Visualisieren. 2007

Schreiben ist Goldschürfen. 2007

Im Leben kommt es darauf an, seine Wahrnehmung auszudehnen und seinen Spielraum zu vergrößern. Beim Schreiben kommt es darauf an, seine
Wahrnehmung zu fokussieren und Verhältnisse zuzuspitzen. 2008

selbstbehauptung

Selbstbehauptung wird zur Pose, da sie gesellschaftlich erwartet wird. Mit einem hohen Selbstbewusstsein hat das nichts zu tun.

subjektivität

»Wir schildern und beurteilen Menschen immer nur falsch, wir beurteilen sie ungerechet und schildern sie niederträchtig, ... in jedem Fall, gleich wie wir sie schildern, gleich wir wir sie beurteilen.«
Thomas Bernhard: Der Untergeher (1983)

verlieren

Nur wer sich hin und wieder verliert, kann sich neu entdecken.